Mein neuer, alter iMac mit SSD-Turbo

Ich habe mich endlich daran gewagt!
Mein Mitte 2010 27″ iMac 2.93GHz Intel Core i7 wurde immer langsamer und teilweise dauerte es Minuten, bis z.B. Aperture vollständig geladen wurde. Ärger, nichts als Ärger. Die Software Parallels mit Windows 7 dauerte zum Aufstarten sage und schreibe fünf Minuten, bis dieses vollständig geladen wurde. So konnte es einfach nicht weitergehen.

Ich liebäugelte schon mal mit dem neuen iMac von Apple. Das Design ist zwar schön und chick, aber die technischen Daten im Bezug auf meinen „alten“ iMac rissen mich dann aber doch nicht gerade vom Hocker! Das muss doch auch anders gehen, oder?

Ja, es geht auch anders. Nachdem ich mich wochenlang durch diverse Foren und Anleitungen durchgelesen hatte, wusste ich was zu tun war. iMac aufschrauben, alte Harddisk rausschmeissen, neue SSD reinbauen, Deckel zu und – Freude herrscht!

Aber wie mache ich das richtig und ohne das ich alles wegschmeissen muss? Also ich habe es so gemacht:

1. Nachgeschaut wie der iMac demontiert werden kann, hier bei iFixit (kostenlos)
2. Passendes Werkzeug bei Brack.ch gekauft T10 Torx Screwdriver Set (ca. CHF 25.–)
3. Bei Conrad.ch einen entprechenden Saugheber gekauft (einer reicht völlig) für (ca. CHF 10.–)
4. Bei Brack.ch meine neue Samsung SSD 840 mit 500GB Datenspeicher im Set (MZ-7TD500KW) mit einem 3.5″ zu 2.5″ Adapter, sowie einem SATA zu USB Kabel gekauft (CHF 379.–)

Nachdem ich alles innert kürzester Zeit erhalten habe und somit etwa CHF 414.– ausgegeben hatte, lag es nun an mir, das im Internet angelernte umzusetzen. Was ich auch immer wieder gelesen hatte, war die Problematik wegen dem Temperaturfühler der Original Harddisk, die an der neuen SSD nicht mehr funktionieren würde. Ich entschloss mich den Tip mit dem Kurzschliessen des Fühlers umzusetzen, wie dies bei den 2010er Modellen noch gehen sollte (ansonsten dreht der Lüfter einfach immer auf Maximaldrehzahl).

Zuerst habe ich dann mittels dem SATA-USB Adapters an meinem MacBook die SSD mit einem neuen Mac OSX Mountain Lion aufgesetzt, damit diese dann nach dem Umbau jungfräulich zur Verfügung steht.

Ich erspar euch hier nochmals die ganze Aufstellung der Umbauarbeiten. Ich zeige hier nur noch auf, wo ich von der Anleitung von iFixit abgewichen bin.

– Nachdem ich die „Glasscheibe“ demontiert (ging wirklich sehr einfach) und die acht Schrauben vom Display gelöst hatte, ging ich daran die drei Kabelverbindungen vom Display zu den Stecker zu suchen.

– Das erste, ganz dünne Kabel, ging einfach zum rausziehen, nachdem ich die Vergrösserungsbrille aufgesetzt hatte (der Stecker ist ultraklein und meine Augen nicht mehr die neuesten).

– Beim zweiten Stecker bin ich nicht mehr weitergekommen. Irgendwie habe ich nicht geschnallt, wie dieser aus der Buchse gezogen werden muss. Da das Kabel zu dem Stecker aber ziemlich lang war, hatte ich festgestellt, dass ich diesen Stecker gar nicht entfernen muss. Ich habe einfach die leere Kartonschachtel der SSD zwischen das Display und dem iMac Rahmen geklemmt und gut war’s. Somit hatte ich ca. 15cm Luft um an die Harddisk heranzukommen, die glücklicherweise oben am iMac verbaut ist.

– Also die beiden Schrauben an der alten Harddisk gelöst und die beiden SATA Stecker abgezogen. Den kleinen Temperaturfühler-Stecker ebenfalls und diesen gleich abgeklemmt. Die beiden Adern abisoliert, verdrillt, mit Klebeband wieder isoliert und ans Gehäuse fixiert. Nun die neue SSD ganz einfach mittels des 3.5″ zu 2.5″ Adapters eingebaut, die SATA Stecker wieder aufgesetzt und quasi das ganze Prozedere retour durchgezogen. Ging wirklich ohne Probleme und ich fragte mich, wozu ich das Display ganz ausbauen sollte? Bevor ich die „Glasscheibe“ aufgesetzt hatte, habe ich das Display noch mit einer Druckluft-Spraydose klargeblasen, wegen dem Staub. Unglücklicherweise kam aber aus der Spraydose mehr Feuchtigkeit als Luft und das Display war verschmutzter als vorher. Oh Schreck, wie bringe ich jetzt das empfindliche Display wieder sauber? Ganz vorsichtig mit meinem Jemako Glasreinigungtuch. Perfekt und ohne Rückstände (hatte ich schon erwähnt, dass mein Augenlich nicht mehr das beste ist? Nein im Ernst, es hatt bestens geklappt mit dem Tuch, keine Angst).

iMac wieder aufgestellt, alle Stecker eingesteckt und Power ON….

OK, ich gebe es zu, ein paar Schweissperlen hatte ich schon, hoffentlich habe ich mit meinem Karton-Keil-Umbau und meinem Jemako Tuch nichts falsch gemacht! Klappt es oder sind die 400.– Fränkli flöten…

Es klappte. Mein iMac begrüsste mich mit dem vorhin neu aufgesetzten Mountain Lion Installationsprozess. Nachdem ich diesen durchgeführt hatte und zusätzlich noch aus Sicherheitsgründen das Lüfter-Tool SMC Fan Control 2.4 (kostenlos) und den TRIM enabler (kostenlos) installiert hatte, konnte es losgehen.

Und was soll ich sagen? Es ging los. Es ging ziemlich los, es ging ab wie die SAU (sorry für den Ausdruck). Ich fühlte mich wirklich wie an einem neuen iMac.

Folgende Unterschiede konnte ich nun feststellen:

1. Systemstart des iMac mit Mountain Lion bis bereit:
– mit alter HDD: 160 Sekunden
– mit neuer SSD: 25 Sekunden

2. Starten von Aperture mit ca. 25’000 Fotos:
– mit alter HDD: 35 Sekunden
– mit neuer SSD: 5 Sekunden

3. Starten von iTunes mit ca. 9’500 Titeln, 500 Podcast’s und 40 Filmen
– mit alter HDD: 40 Sekunden
– mit neuer SSD: 7 Sekunden

4. Starten von Paralles mit Windows 7:
– mit alter HDD: 250 bis 300 Sekunden je nach Lust und Laune 😉
– mit neuer SSD: 30 Sekunden (unglaublich genial)

5. Starten von AutoCAD 2011 unter Paralles und Windows 7:
– mit alter HDD: 125 Sekunden
– mit neuer SSD: 15 Sekunden

Was soll ich sagen? Ich bin total begeistert und fasziniert. Mein iMac ist extrem leise und ultra-schnell, besser als neu und das zu diesem Preis. Auch wenn ihr euch nicht selber daran wagt, lasst den Einbau einer SSD durch einen Apple Händler machen, es loht sich mehr als du zu glauben bereit bist. Falls du sogar ein MacBook hast (nicht Retina) geht der Umbau noch viel einfacher und der Akku hält auch noch viel länger.

Fazit: Ich habe in meinem Computerleben schon so einige Computer (PC’s) auseinander genommen und immer wieder optimiert. Mal mehr RAM rein, mal eine SCSI Harddisk gegen eine IDE ausgwechselt (kostete einiges mehr als 400.– brachte aber nicht wirklich was), sogar mal eine CPU Pentium ausgewechselt (mit vielen Schweissperlen). Aber diesen vorher-nachher Effekt hatte ich noch nie! Genial einfach, einfach genial.

Noch ein paar Links zum Thema SSD – HDD:
– Alles zum Thema TRIM ja oder nein. Bei Windows automatisch aktiviert, bei Mac muss dieses mit externen Tools aktiviert werden.
– Pimp your Mac von Dataquest. Für alle die sich nicht selber daran wagen.

Hier noch ein schönes Video einer iMac Demontage. Wie gesagt, ich habe nach dem ersten Kabel vorne rechts aufgehört. Im Video handelt es sich um einen 20″ iMac, bei meinem 27″ hatte es irgendwie etwas mehr Platz… komisch.